Juni 17

Die Geschichte von König Sikhottabong

Mein letzter Eintrag ging auch teilweise über das Sikhottabong-Fest, welches jedes Jahr im Februar stattfindet und wo sehr viele Menschen aus der Region hinpilgern. Während meiner Zeit hier wurde mir, auch auf Grund der Stupa, die Geschichte von König Sikhottabong erzählt:

 

Ein Mann namens Si war einst Diener des Königs. Er war in einer Gruppe, die den Befehl bekam, in den Wald zu gehen und Harz zu sammeln. Da Si dünn und schwächlich war, beschlossen er und seine Freunde, dass er sich um das Essen kümmere, während die anderen in den Wald gehen.

Während er den Reis kochte, brach er einen Ast vom Baum, um sich einen Spachtel zu machen. Er ließ den Reis ein wenig abkühlen und rührte ihn mit dem Spachtel um, doch immer wenn dieser den Reis berührte, färbte sich der Reis schwarz. Si erschrak, schwarzer Reis konnte nur böses bedeuten.

Damit seine Freunde dieses schlechte Omen nicht mitbekamen, aß er den gesamten Reis auf. Plötzlich geschah etwas mit seinem Körper: Er begann zu wachsen und hatte auf einmal unmenschliche Kräfte.

Währenddessen fiel eine riesige Elefantenhorde in Vientiane ein. Um seine Bürger zu schützen, suchte der König nach einer mutigen Person, die die Elefanten besiegen könne. Als Belohnung versprach er die Hand seiner Tochter.

Als Si dies hörte, baute er sich aus einem Baum eine gigantische Keule. Er machte sich auf den Weg in die Stadt und verjagte die Elefanten, einen nach dem anderen. Doch der letzte Elefant machte ihm sehr zu schaffen und stellte sich ihm in den Weg. Sie kämpften ganze drei Tage und ganze drei Nächte, doch dann schaffte es Si doch, den Elefant zu besiegen.

Der König von Vientiane hielt sein Versprechen und seine Tochter und Si heirateten. Zusätzlich gab er ihnen eine Stadt, die von nun an Stadt Sikhottabong hieß, und Si hieß von nun an König Sikhottabong (was so viel bedeutet wie stärkerer Si).

Das Paar lebte glücklich, bis ein neidischer Minister dem König von Vientiane zuflüsterte, König Sikhottabong würde mit seiner gewaltigen Kraft eines Tages Vientiane erobern. Der König von Vientiane befahl daraufhin seiner Tochter, ihren Gatten zu befragen, was seine Schwächen seien und wie man ihn besiegen könne.

Seine Tochter, hin- und hergerissen, wem sie vertrauen sollte, ihrem Vater oder ihrem Mann, gehorchte dann doch ihrem Vater. König Sikhottabong vertraute seiner Geliebten bedingungslos. So fand der König von Vientiane seine Schwäche heraus. Er traf ein paar Vorkehrungen und lud König Sikhottabong zu sich nach Vientiane ein. Er baute eine Toilette mit mechanischen Lanzen. Als König Sikhottabong sich erleichtern wollte, schossen ihm mehrere Lanzen von unten durch seinen Körper und in seinen Hals.

Die Frau von König Sikhottabong war verzweifelt und todtraurig pflückte sie sich Kräuter, um sich zu ihrem Mann ins Reich der Toten zu begeben.

 

Später, im 6. Oder 5. Jahrhundert vor Christus, wurde dann der Stupa in Gedenken an König Sikhottabong erbaut. Seitdem wurde er von den verschiedenen Herrschern instand gehalten und renoviert. Es kommen immer wieder Menschen aus der ganzen Provinz und von weiter weg, um den Stupa zu besuchen. So kommen auch z.B. viele Schüler vor einer Arbeit hierher, um Almosen zu geben, damit die Arbeit besser wird. Es wird gesagt, dass viele deiner Wünsche erfüllt werden, nur wenn sich dein Wunsch um Liebe dreht, wird dies nicht der Fall sein. So ist zumindest die Legende.

Juni 8

Halbzeit

Ungefähr die Hälfte meines Jahres war rum und meine Entsendeorganisation, die .lkj) Sachsen-Anhalt veranstaltete ein Zwischenseminar, an dem wir zehn Weltwärts-Freiwilligen teilnahmen. Da das Seminar im tiefen Süden von Laos stattfand, kamen uns am Wochenende vorher vier Freiwillige „auf der Durchreise“ besuchen.

Zufälligerweise fand hier gerade das Fest des Stupas That Sikhottabong statt, so dass wir sowohl in der Frühe Almosen gaben, als auch am Abend diesen besuchten, um am Kerzenlauf teilzunehmen, bei dem wir zusammen mit vielen Besuchern im Kreis um den Stupa liefen.
Das Areal des Stupas an sich ist recht groß und mit Wiese bedeckt. An diesen Tagen war aber alles voller Marktständen, Bühnen, Fotoständen, Schießständen etc. und damit auch die größte Menschenansammlung, die ich überhaupt in Laos gesehen habe. In der Nacht wurden der Stupa und der Platz mit Lichterketten beleuchtet.

Nach einer diesmal besonders schrecklichen dreizehnstündigen Busfahrt eingequetscht im völlig überfüllten Frachtraum, da im Bus alle Sitzplätze besetzt waren, kamen wir in Thateng im Südosten von Laos an. Zum Seminar selber möchte ich gar nicht so viel schreiben, da Eva das alles ganz gut im Seminarbericht aufgeführt hat.


Eins-zwei Ergänzungen:

Ananaspflanze und Pfeffer auf der MySavan-Farm

“Captain” Hook

Unser Guide im Dorf: Huk

Der Ausflug zu “Captain” Hook hat mich echt beeindruckt. Das lag eher weniger an den Fakten über Kaffee, da ich keinen trinke, sondern mehr an dem Dorf und Huks Lebensgeschichte. Huk (wie ich seinen Namen transkribieren würde) lebt in einem Dorf der Kolum-Ethnie, die fast alle kein Lao sprechen. Auch wenn ich natürlich nicht weiß, ob alles 100% der Wahrheit entspricht, werde ich hier ein paar Sachen wiedergeben, die er erzählt hat.

Einst kam ein Wanderer zum Dorf und bat um Herberge. Der Dorfchef lehnte erst ab, gab dem Wanderer dann aber doch Asyl, denn ein Riese bedrohte das Dorf und verlangte nach einem Opfer. Der Dorfchef beschloss, den Neuen zu opfern. Dieser bekam das zu spät mit, so bat er um einen letzten Wunsch: Er wollte noch einmal Wasserpfeife rauchen. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt und so erwartete er den Riesen. Als der Riese kam und sah, dass sein Opfer Feuer atmet, bekam er Angst und nahm Reißaus.

Die selbstgebauten Holzhütten im Dorf

So kommt es, dass in dem Dorf die Kinder mit zwei Jahren anfangen, Wasserpfeife zu rauchen, was man auch bei ein paar Kindern sah. Die Mädchen werden mit ungefähr 8 verheiratet und bekommen ihr erstes Kind um die zwölf. Männer haben oft mehrere Frauen, sodass ältere Männer manchmal sehr junge Frauen haben. Drei Wochen bevor eine Frau gebärt, muss sie (alleine oder mir einer anderen Frau) in den Wald. Wenn sie dann mit dem Kind ins Dorf kommt, muss sie den Vater fragen, ob das Baby gut ist. Natürlich wird immer “Ja” geantwortet, denn wenn “Nein” geantwortet werden würde, würde das Baby im Wald zurückgelassen werden.

Wenn jemand krank wird, wird die Person erst zum Schamanen gebracht. Wenn dieser mit Kräutern nicht helfen kann, kommt sie zum Guru, der es mit weißer und schwarzer Magie versucht. Wenn das auch nichts bringt, kommt die Person als letztes zum Medium, welches versucht, mit den Geistern Kontakt aufzunehmen.

Die meisten Menschen in dem Dorf denken, dass alle Kinder relativ gleich geboren werden, und das Aussehen vom Essen kommt, was Menschen essen. So bekommt man beispielsweise eine weiße Hautfarbe, wenn man viel Milch trinkt.

Huks Leben

Huk ist als Junge aus dem Dorf ausgebrochen und nach Thailand gereist, dort in eine buddhistische Schule gegangen und sein Studiengang ging über Kaffee. Er wurde von seinen Eltern nach Hause beordert, um zu heiraten, überzeugte dann aber seinen Bruder, dies zu tun, problem solved. Als nächstes wurde ihm gesagt, dass seine Großmutter schwer krank ist, dies war aber ein Trick seiner Eltern, und er wurde verheiratet, sobald er ins Dorf kam.

Arbeit an unserer “Simple-Show” während des Seminars (verlinkt im Projektbericht)

Ein Medium meinte, dass Huk böse Geister ins Dorf mitgebracht habe, und so wurde ein Messer in Reis gesteckt, um zu erfahren, was er denn gemacht habe. Die Geister wurden befragt: Hat Huk etwas gestohlen? Das Messer blieb stecken. Hat Huk jemandem Gewalt zugefügt? Das Messer blieb stecken. Das ging so weiter, bis gefragt wurde, ob er Sex mit jemandem hatte. Da fiel das Messer um. Er hatte nämlich eine Beziehung zu einem westlichen Mädchen gehabt, während er studiert hat. Und da Sex vor der Ehe in dem Dorf streng verboten ist, durfte er von da an das Dorf nicht mehr verlassen und die meisten Menschen aus dem Dorf meiden ihn, da er dadurch Unglück bringt.

Er hat noch jede Menge andere Geschichten erzählt, und man konnte ihn alles fragen, was man wollte. Das war eine der unwirklichsten Erfahrungen hier in Laos, vor allem, weil Laos sonst doch sehr anders ist und man eigentlich sonst keine solcher Geschichten hört.

Lagerfeuer am Wasserfall

Nach dem Seminar fuhren Michi, Max, Eva, Lucie, Pia und ich zusammen mit einem unserer Seminarleiter Georg noch zum Tad Fäk Wasserfall, wo wir von der Klippe nach unten springen konnten. Da es schon spät wurde und wir befürchteten, keinen Bus mehr zurück zu bekommen, beschlossen wir, in einem Bungalow am Wasserfall zu übernachten und gingen erst zum benachbarten Tad Hua Khon Wasserfall, um abends neben dem ersten Wasserfall zu siebt am Lagerfeuer zu sitzen.