Juli 11

Family

Mitte März bekam ich zum zweiten Mal Besuch aus Deutschland, diesmal von meinen Eltern. Die ersten Tage blieben wir in Thakhek, wo ich meinen Eltern ein bisschen meine Stadt zeigte, u.a. Märkte, Tempel, die Stupa und eine Höhle, durch die man mit dem Boot fahren konnte, und es am anderen Ende eine ungefähr einstündige Rundtour gab, bei der man viele Tropfsteine sah, die mit bunten Neonlichtern angestrahlt wurden und man Wasser aus einer heiligen Quelle trinken konnte.

 
Diesmal ging‘s weiter in den Norden, zuerst nach Vientiane.
Obwohl es auf den ersten Blick nicht so scheinen mag, ist Laos das meistbombardierteste Land der Welt. Auf Laos wurden mehr Bomben fallengelassen als im gesamten zweiten Weltkrieg. Zwischen 1964 und 1973 sind mehr als 2 Millionen Tonnen an Bomben in 580.000 Bombenangriffen über Laos fallengelassen worden, das entspricht einer Flugzeugladung alle 8 Minuten, 24 Stunden jeden Tag, 9 Jahre lang. Von diesen mindestens 270 Millionen Cluster-Bomben sind 10 – 30% noch nicht explodiert.

So gibt es auch nach Kriegsende immer wieder Tote und Verletzte. Die Bomben explodieren zum Beispiel, weil Familien ein Feuer machen fürs Kochen, und sich so der Boden und die Bombe darunter erwärmt, beim Sammeln von Holz im Wald, beim Farmen, oder weil Leute das Metall verkaufen wollen, und dabei die Gefahr der Bomben unterschätzen. 40 Prozent der Opfer sind Kinder, die auch einfach nur mit den Bomben spielen, ohne zu wissen, womit sie da spielen.

Die Organisation COPE (Cooperative Orthotic and Prosthetic Enterprise) hat sich zur Aufgabe gemacht, die Bomben-Opfer zu unterstützen, vor allem durch Prothesen und Orthesen. In Vientiane gibt es das COPE Visitor Centre, das wir besucht haben, wo man sich über den Krieg und die Bomben informieren kann.

Zudem besuchten wir noch den Stupa „ That Luang“, welcher einer der bedeutendsten Stupas und das Wahrzeichen Laos‘ ist, den Tempel „Wat Sisaket“, in dem 10.000 Buddhastatuen aufbewahrt werden und das Museum Ho Phra Keo.

   

Von Vientiane aus flogen wir nach Huay Say, um dort die „Gibbon Experience“ zu machen. Dabei gleitet man ein wenig wie ein Vogel durch den Urwald, an knapp 500m langen Ziplines, also quasi Stahlseilrutschen. Der Tag besteht dabei immer abwechselnd daraus, einen Teil durch den Wald zu trecken und zu ziplinen. Die Nacht haben wir dann in unserem 50m hohen Baumhaus verbracht, dass ganze drei Stockwerke hatte.

Unser dreistöckiges Baumhaus

Wir waren eine Gruppe aus insgesamt neun Personen und wurden am Tag immer von zwei Guides begleitet, mit denen ich Spaß hatte herumzualbern oder mein Lao auszuprobieren. Am Morgen des dritten Tages wurden alle auf einmal ganz ruhig. Auch der Urwald gab auf einmal fast keine Geräusche mehr von sich. Dann kamen kreischend ein paar Gibbons durch die Bäume geschwungen. Das Ganze war eine unvergessliche Erfahrung und ich hab mich vielleicht noch nie so verbunden mit der Natur gefühlt. Für drei Tage hatten wir kein Licht und Strom und am Ende war ich mir nicht ganz sicher, wer hier die freilaufenden Affen sind, die beobachtet werden.

  

Die gesamte Gibbon-Crew

Zusammen mit zwei Menschen, die wir bei der Gibbon Experience kennengelernt haben, machten wir eine zweitägige Bootstour. Wir fuhren mit einem Slowboat den Mekong runter bis nach Luang Prabang. Wir waren nur fünf Personen auf einem sehr großen Boot, deshalb war es sehr entspannt und ruhig. Teil der Bootsfahrt war es aber auch, zwei Dörfer zu besichtigen, in denen ethnische Minderheiten lebten. Am ersten Dorf kamen uns eine Gruppe Kinder entgegen, die sehr aufdringlich Armbänder verkaufen wollte. Insgesamt hab ich mich beim Besuchen der Dörfer sehr unwohl gefühlt, weil ich mir ein wenig wie ein Zoobesucher vorkam, der in die Privatsphäre irgendwelcher Laoten eindringt, nur um zu sehen, wie „die hier so leben“. Auch die Bewohner wirkten nicht gerade erfreut über unsren Besuch. Deshalb hier auch keine Bilder dazu.

Nachdem wir die Bootstour mit dem Besuch einer Buddhahöhle abgeschlossen hatten, kamen wir in Luang Prabang an, die alte Haupt- und Königsstadt Laos‘ und UNESCO-Weltkulturerbe. Der älteste Tempel der Stadt, Wat Siang Thong ist wirklich beeindruckend prachtvoll und der schönste, den ich in Laos bisher gesehen habe. Auch der Kuang Si Wasserfall, der eigentlich aus mehreren Wasserfällen besteht, ist hübsch anzusehen. Zudem konnte ich meine Chance nutzen, die beiden Freiwilligen in Luang Prabang hier zu treffen, welches ein nettes Wiedersehen war.

   

Von Luang Prabang aus ging es wieder mit dem Flieger nach Bangkok. Mit meiner Mutter besuchte ich dann die beiden vielleicht bedeutendsten Tempel Wat Pho, indem eine 46m x 15m große liegende Buddhastatue ist, und Wat Arun (Tempel der Morgenröte), die ich schon von meinem Neujahrstrip kannte. Außerdem sahen wir uns den Royal Palace an, bei dem immer noch erstaunlich viele Menschen schwarz gekleidet waren. Am Abend ging es wieder auf ein Rooftop.

   


März 25

Abschied, Ankunft, Singapur

Weil ich am 21. Oktober in Singapur ein Universitätsinterview hatte, und weil ich und Michi uns Singapur generell einmal angucken wollten, ging es am Mittwoch den 19.10 los, damit wir quasi übers verlängerte Wochenende nach Singapur fliegen konnten. Wir fuhren also erstmal in die thailändische Nachbarstadt Nakhon Phanom, da es in Thakhek keinen Flughafen gibt, und thailändische Inlandsflüge auch viel günstiger sind, als internationale Flüge (Nakhon Phanom – Bangkok, da so ziemlich alle Flüge hier über Bangkok gehen, mussten wir sowieso erstmal dahin).

Da Thies und Michi auch erst am vorherigen Tag unsere Reisepässe in Vientiane abgeholt hatten (wenn ihr das lest: Danke noch mal dafür!) war das somit auch unser erster Besuch in Nakhon Phanom. Obwohl Thakhek und Nakhon Phanom von der Entfernung her sehr dicht aneinander liegen, sind die beiden Städte doch ein wenig unterschiedlich. In Thakhek gibt es gerade mal einen kleinen Supermarkt, den man auch nicht wirklich so nennen kann und der auch keine große Auswahl bietet. In Nakhon Phanom gibt es an jeder Ecke einen 7/11, wo man sogar Käsetoast kaufen kann (hab ich in Thakhek noch nicht gesehen) und drei riesige Supermärkte.

Wir fuhren also in einem Bus über eine lange Brücke über den Mekong nach Thailand, bekamen einen Stempel als Visum und erreichten schließlich nach 1,5 Stunden die thailändische Nachbarstadt. Thies hatte schon ein Hotel für uns gebucht, in dem wir sogleich eincheckten. Wir ließen den Abend gemütlich am Mekong ausklingen, da es Thies letzter Abend mit uns war.

 

Am nächsten Morgen fuhren wir dann zum Flughafen, flogen nach Bangkok und mussten uns schweren Herzens von Thies verabschieden, der zurück nach Kambodscha flog. Für uns ging kurze Zeit später direkt der nächste Flug nach Singapur und dann mit der Metro zu unserem Guesthouse.

Singapur als Stadt ist eine merkwürdige Mischung aus westlichem Luxus und Süd-Ost Asien, quasi eine europäische Großstadt mit Palmen. Es war entspannt aber auch merkwürdig, dass man am anderen Ende der Welt mit jedem Menschen Englisch sprechen konnte und alles lesen konnte, was irgendwo steht. Am eindrucksvollsten waren aber die ganzen Gebäude und die Infrastruktur: Die Metros fahren ohne Fahrer völlig automatisch, es gab ein Fußballfeld mitten auf dem Wasser, überall stehen Hochhäuser und es gibt die Orchard Street, an der an jeder Ecke ein riesiges Einkaufszentrum steht. Und es gibt mehrere Parks mitten in der Stadt. Das klingt jetzt zwar erst einmal nicht so beeindruckend, aber zusammen mit dem tropischem Klima sieht das einfach super merkwürdig und schön aus, wenn ein Urwald mitten in der Stadt steht. Ich habe sogar ein Paar gesehen, welches im botanischen Garten geheiratet hat.

Was man immer wieder in Verbindung mit Singapur hört ist die Sauberkeit. Auch wenn es nicht stimmt, dass nirgendwo irgendeine Kippe rumliegt, ist Singapur wirklich relativ sauber, was auch damit zusammen hängt, dass überall Schilder hängen, auf denen dir eine unverhältnismäßig hohe Geldstrafe angedroht wird. So droht dir z.B. auf trinken in der Metro ein Bußgeld von 500 Singapur-Dollar (ungefähr 330 €).

Eine zusätzliche große Umgewöhnung waren die Preise. Ich war natürlich an die laotische Preisklasse von ca. 2-3€ pro Essen p.P im Restaurant gewöhnt und dann schockt es schon ein bisschen, wenn man plötzlich 20-30€ für das selbe bezahlen oder sehr stark suchen muss, damit man etwas unter 15€ bekommt, v.a., weil Singapur ja quasi auf der selben Ecke der Welt wie Laos liegt. So kommt es auch, dass ich ungefähr genauso viel für die vier Tage ausgegeben habe, wie für knapp 3 Wochen in Laos.

Mein Interview lief soweit ganz gut, war aber letztendlich leider nicht erfolgreich. Trotzdem war der Ausflug nach Singapur es allemal wert, und ich hab die Stadt mehr Lieb gewonnen, als ich anfänglich gedacht hätte.

Was mich auch positiv überrascht hat: In Marina Bay, also an einer Bucht stand unter einer Brücke einfach so ein Klavier. So konnte ich nach 3 Monaten dass erste Mal wieder auf einem richtigen Klavier spielen:

P.S. Sorry, dass so lange nichts kam. Ich war über Weihnachten weg und dann haben mich meine Freunde besucht, gleichzeitig ist mein Laptop kaputt gegangen und ich hab mein Handy verloren. Dann waren noch meine Eltern da, die mir den reparierten Laptop wieder mitgebracht haben. Und so ein Blogeintrag zu schreiben dauert auch tatsächlich länger, als man denkt. Der nächste Eintrag kommt aber bestimmt bald 🙂

September 18

Reise und Ankunft

Jetzt komm ich auch mal dazu, meinen ersten Eintrag zu schreiben. Ich hatte ein paar technische Probleme mit der Website, aber jetzt geht endlich alles. Ich hoffe das Warten hat sich ein wenig gelohnt, ich werde jetzt über die nächste Zeit, soweit ich es schaffe, versuchen, den Blog auf den laufenden Stand zu bringen.

Fangen wir erstmal an mit dem

23. August

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Nachdem ich am Harburger Bahnhof am Morgen von vielen netten Menschen verabschiedet wurde, ging es mit dem Zug nach Frankfurt und dann vom Südbahnhof mit dem Bus zum Flughafen. Dort traf ich die neun anderen Freiwillig*innen, die auch nach Laos gehen dann im Gate.

Gemeinsam ging es dann gen Himmel. Und zwar für über zehn Stunden. Das Flugzeug war dafür aber auch das komfortabelste, mit dem ich je geflogen bin, jeder hatte einen eigenen Bildschirm, bei dem man aus verschiedenen Filmen auswählen konnte, welchen man sich anguckt.

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Daher war es gar nicht so schlimm, dass es fast niemand von uns geschafft hat, zu schlafen (auch wenn es alle probiert haben). Inzwischen war es auch schon der

24. August

In Bangkok dann angekommen, kam es uns erstmal so vor, als würden wir in ein Tropenhaus aussteigen, so fühlte sich die Luft jedenfalls an. (Man gewöhnt sich aber relativ schnell daran, es fühlt sich zwar immer noch relativ warm an, aber es ist auf jeden Fall erträglich.)

imag0019Nun mussten wir total übermüdet fünf Stunden lang auf unseren Anschlussflug warten, was mir im Nachhinein aber viel kürzer vorkommt, denn wir hatten sehr viel Spaß beim Karten spielen:

Im Flug nach Vientiane mussten wir dann schon unser Visum für die ersten 30 Tage beantragen. Nach Diskussionen darüber, was wir denn nun bei “Adresse” (niemand von uns wusste zu dem Zeitpunkt seine*ihre Adresse, unser jetziges Haus hat auch keine, es gibt hier nicht wirklich Straßennahmen) und “Rasse” eintragen sollten, ließen wir den Großteil unseres Formulars einfach leer, was auch später am Schalter keine Probleme machte.

Im Flughafen in Vientiane blickten wir dann etwas verloren in die Menge, wir hatten nicht wirklich eine Ahnung was wir jetzt machen sollten. Also beschlossen wir erstmal zu warten.

indexNach ungefähr einer Viertelstunde fand uns dann eine Mitarbeiterin der LYU und verfrachtete uns in einen (für uns und unser Gepäck) eigentlich viel zu kleinen Van. Wir fuhren zum “lao youth vacational training center”, wo wir den Chef der LYU kennen lernten. Alles, was er sagte wurde gedolmetscht, und uns wurde noch mal gesagt, an welche Stellen wir kommen (wobei sich das dann auch für vier Freiwillige änderte). Uns wurde wie erwartet Thakhek zugeteilt.

Nun gab es ein wenig Stress, da uns zugetragen wurde, dass die Schlüssel für unsere Wohnung noch in Vientiane waren. Die vier Freiwilligen, die nach Vientiane kommen (Max, Lea, Lucie und Moritz) suchten fleißig die Schlüssel, und als wir schon fast losgefahren sind, kamen sie uns noch mit zwei Schlüsseln entgegen.

Erleichtert machten wir uns weiter auf den Weg, es blieben noch sechs Freiwillige übrig. Zuerst fuhren wir drei Stunden nach Pakxan, wo Pia und Franzi abgeladen wurden und wir zu Abend aßen (und unsere ersten Schlücke Beer Lao tranken).

Nach weiteren drei Stunden waren wir endlich in unserer Einsatzstadt (Thakhek) angekommen. Da es schon sehr spät war, suchten wir nicht mehr unsere Wohnung auf, sondern übernachteten in einer Herberge.

25. August

Am Morgen wurden wir geweckt und hatten unser erstes laotisches Frühstück, mit Nudelsuppe und allem. Wir besuchten das erste Mal unsere Schule und verabschiedeten uns von den beiden letzten Freiwilligen, die wieder zurück in den Norden mussten (Eva und Marieke). Beneiden tat ich sie dafür nicht.

Wie sich herausstellte, war der Schlüssel, den wir bekommen hatten, doch der falsche, der ist nur für eine Schublade im Appartement. Die richtigen Schlüssel hatte dann aber zum Glück die LYU vor Ort und wir zogen in unsere Wohnung ein.

Wir haben noch dem Bürgermeister vom Stadtteil begrüßt und einige formelle Sachen erledigt (z.B. Mietvertrag), dann war aber auch der Tag vorbei.