Wenn die ganzen Felder schon ein bisschen ausgedorrt sind, weil es schon lange nicht mehr wirklich geregnet hat, braucht es ordentliche Schauer, damit wieder etwas wächst. Um den Himmel zu befruchten und zu stimulieren, gibt es also am Ende der Trockenzeit sogenannte Raketenfeste (auf Lao: Bun Bangfai), welche meistens von einem Dorf veranstaltet werden.
So wurden wir von Pia und Franzi übers Wochenende nach Paksan zu einem solchen Fest eingeladen. Nachdem wir unser eigenes Laos-Monopoly gebastelt und eine Hochzeit besucht hatten, fuhren wir in ein kleineres Dorf, bei dem schon die ganze Straße voller kleinerer Stände war, an denen man kleinere Raketen, Essen und Verpflegung kaufen und natürlich auch wieder Luftballon-Dart spielen konnte.
Wir setzten uns an einen Tisch mit ein paar Bekannten von Pia und Franzi und es fuhren Wägen mit lauter Musik vorbei, auf denen jede Gruppe ihr selbst gebasteltes bestes Stück präsentierte. Aber nicht nur die Raketen hatten etwas phallisches: Da der Sinn des ganzen Fests ja ist, die Felder und die Natur wieder fruchtbar zu machen, verkleideten sich viele Männer als Frauen, um den Himmel zu schocken, und einige hatten sich primäre oder sekundäre Geschlechtsorgane verschiedener Geschlechter umgeschnallt.
Später gab es dann mehrere Startplätze, an denen die Gruppen über elektronische Schaltungen oder Zündschnüre ihre Raketen starteten, und es wurde nach Höhe, Distanz und Aussehen bewertet. Die teilweise sehr großen, schätzungsweise bis zu 7 Meter langen Raketen explodierten übrigens nicht (zumindest nicht absichtlich), sondern stiegen nur mit ordentlich Rauch einige hundert Meter in die Höhe.
Mitte April jedes Jahres begrüßt man in Laos das laotische neue Jahr. Das eigentliche Fest geht drei Tage, der erste Feiertag ist der letzte Tag des alten Jahres, der zweite ist der Tag dazwischen, und der dritte Feiertag ist der erste des neuen Jahres. Somit Willkommen im Jahre 2560 – 2560 Jahre nach dem Tod von Buddha. Der Legende nach wird im Jahr 5000 ein neuer Buddha geboren, knapp über die Hälfte haben wir also schon hinter uns.
Da das Fest das wichtigste Fest in Laos ist, hatte ich die ganze Woche frei, deshalb entschloss ich mich, dahin zu fahren, wo dieses Fest am größten ist: Luang Prabang. Doch bevor es wirklich anfing, hatte ich noch ein wenig Zeit herumzureisen, und da Luang Prabang im Norden von Laos liegt, bin ich zusammen mit Marieke, eine der Freiwilligen aus Luang Prabang, nach Nong Kiao gefahren. Nong Kiao ist ein eher ruhiges Dorf am Fluss Nam Ou, eingerahmt von Karstbergen. Zusammen mit zwei anderen Menschen, die wir im Bus kennenlernten, guckten wir uns das Dorf an und machten am nächsten Tag einen kleinen Abstecher mit einem Boot zum noch kleineren Dörfchen Muang Ngoi Kao, welches bevor vor kurzem eine Sandpiste gebaut wurde, nur mit dem Boot zu erreichen war. Dort kletterten wir auf einen wunderschönen Aussichtspunkt. Auf dem Rückweg wanderten wir noch zu einem Wasserfall.
Wieder zurück in Nong Kiao besuchte ich noch eine Höhle (Tham Phatok), in der sich der erste Gouverneur von Luang Prabang von 1954 bis 75 zeitweise aufgehalten hat.
Von Nong Kiaow ging es für mich alleine weiter über Sam Nuea nach Viang Sai. Kurz etwas zur Reisezeit: Ich habe (mit Zwischenstopps) den direkten Weg nach Vieng Sai genommen, die Busfahrten dauerten für die Hinstrecke insgesamt ungefähr 33 Stunden. (Thakhek – Vientiane: 7h; Vientiane – Luang Prabang: 10h; Luang Prabang – Nong Kiao: 4h; Nong Kiao – Sam Nuea: 12h) Da Laos im Norden relativ bergig ist und keine autobahnähnlichen Straßen hat, braucht man für die eigentlich nicht so großen Distanzen jede Menge Zeit. Schneller wäre nur gewesen, wenn ich geflogen wäre.
Ich habe ja schon im letzten Eintrag über die Bomben geschrieben, die auf Laos gefallen sind. Die Angriffe waren Teil des laotischen Bürgerkriegs, der zwischen 1953 und 1975 zwischen dem Königreich Laos und der Pathet Lao (die ehemalige laotische kommunistische Widerstandsbewegung) stattfand. Das Königreich Laos wurde von der CIA unterstützt und das war damit die größte Operation, die die CIA jemals im Ausland ausgeführt hat. Während der Vietnamkrieg größtenteils öffentlich geführt wurde, galt Laos offiziell als neutrale Zone und die USA hielt ihre Angriffe bis in die 90er geheim – der Krieg wird deshalb auch geheimer oder vergessener Krieg genannt. Die USA unterstützte zuerst nur die Volksgruppe der „Hmong“, fing aber ab 1964 auch mit Luftangriffen an, zum einen, um zu versuchen, die Pathet Lao aufzuhalten, zum anderen aber auch, weil der Ho-Chi-Minh Pfad, mit dem Nordvietnam versorgt wurde, größtenteils durch Laos verlief.
Der Krieg endete dann schließlich 1975 mit dem Sieg der Pathed Lao und der Gründung der Demokratische Volksrepublik Laos.
Von 1964 bis 1973 wurde Viang Sai als Hauptquartier der Pathed Lao benutzt, bis schließlich 1975 die Hauptstadt nach Vientiane verlegt wurde. In den hunderten von Höhlenkomplexen, von denen man heutzutage die Wichtigsten besichtigen kann, lebten ca. 20 000 Personen, geschützt durch die Höhlenwände vor den Bombenangriffen. So gab es eine regelrechte unterirdische Stadt mit Schlafhöhlen, Schule, Krankenhaus, Bibliothek und allem, was dazugehört.
Ich machte mich also früh morgens mit einem ausgeliehenen Moped von Sam Nuea nach Viang Sai auf, um die Höhlen anzugucken. Da die Höhlen teilweise eingerichtet sind, bekam ich einen guten und ein wenig bedrückenden Eindruck davon, wie die Menschen hier damals gelebt haben. Ein paar Impressionen davon sieht man in vorigen Bildern. Man kann sogar die Höhlen besichtigen, in denen Prinz Souphanouvong und seine Familie gelebt hat, der erste Präsident von Laos, der auch oftmals in meinen Schulbüchern zu finden ist.
Pünktlich zum offiziellen Start vom Pi Mai (laotisches Neujahr) kam ich wieder in Luang Prabang an. Dort hatten auch schon die Festlichkeiten begonnen: Überall, wo man vorbei geht wird man mit Wasser beschmissen und man schafft es nicht, eine Straße entlangzugehen, ohne am Ende völlig durchnässt zu sein. Es bilden sich kleinere Gruppen am Straßenrand mit kleinem Schwimmbecken oder Wassertonnen, lauter Musik und Gartenschlauch, woraus mit Schüsseln und Wasserpistolen Wasser geschöpft wird und jeder, der vorbeikommt oder auf seinem Moped vorbeifährt, eine ordentliche Ladung Wasser und evtl. auch Babypuder abbekommt. Zudem wird man auch des Öfteren auf ein BeerLao eingeladen. Überall fahren Pickups vorbei, auf deren Trageflächen Musikboxen und Leute mit Schüsseln und Wassertonnen sind, und alle Menschen haben die typischen „Sabaidi Pi Mai“(= Frohes neues Jahr) – T-Shirts an, die ein wenig an Hawaiihemden erinnern.
Ich guckte mir viele Tempel an, bei denen an Pi Mai Sandstupas aufgebaut sind, in die Räucherstäbchen und Fähnchen mit Tiersymbolen gesteckt werden. Zusätzlich werden Buddhastatuen mit Wasser übergossen, wie z.B. hier im Wat Mai, wo Besucher Wasser in ein Rohr schütten können, und dieses sich dann über der Statue ergießt. Einen Abend traf ich mich mit Marieke und Michis- und Max‘ Familie, da wir alle zeitgleich in Luang Prabang waren.
Außerdem verbrachte ich fast einen ganzen Tag mit Marieke bei der Parade, die riesig lang ist, und bei der über Stunden hinweg Paradezüge von Firmen, Dörfern und Mönchen bzw. Novizen vorbeiziehen, die von allen Menschen am Rand ordentlich Nass gemacht werden.
Mitte März bekam ich zum zweiten Mal Besuch aus Deutschland, diesmal von meinen Eltern. Die ersten Tage blieben wir in Thakhek, wo ich meinen Eltern ein bisschen meine Stadt zeigte, u.a. Märkte, Tempel, die Stupa und eine Höhle, durch die man mit dem Boot fahren konnte, und es am anderen Ende eine ungefähr einstündige Rundtour gab, bei der man viele Tropfsteine sah, die mit bunten Neonlichtern angestrahlt wurden und man Wasser aus einer heiligen Quelle trinken konnte.
Diesmal ging‘s weiter in den Norden, zuerst nach Vientiane.
Obwohl es auf den ersten Blick nicht so scheinen mag, ist Laos das meistbombardierteste Land der Welt. Auf Laos wurden mehr Bomben fallengelassen als im gesamten zweiten Weltkrieg. Zwischen 1964 und 1973 sind mehr als 2 Millionen Tonnen an Bomben in 580.000 Bombenangriffen über Laos fallengelassen worden, das entspricht einer Flugzeugladung alle 8 Minuten, 24 Stunden jeden Tag, 9 Jahre lang. Von diesen mindestens 270 Millionen Cluster-Bomben sind 10 – 30% noch nicht explodiert.
So gibt es auch nach Kriegsende immer wieder Tote und Verletzte. Die Bomben explodieren zum Beispiel, weil Familien ein Feuer machen fürs Kochen, und sich so der Boden und die Bombe darunter erwärmt, beim Sammeln von Holz im Wald, beim Farmen, oder weil Leute das Metall verkaufen wollen, und dabei die Gefahr der Bomben unterschätzen. 40 Prozent der Opfer sind Kinder, die auch einfach nur mit den Bomben spielen, ohne zu wissen, womit sie da spielen.
Die Organisation COPE (Cooperative Orthotic and Prosthetic Enterprise) hat sich zur Aufgabe gemacht, die Bomben-Opfer zu unterstützen, vor allem durch Prothesen und Orthesen. In Vientiane gibt es das COPE Visitor Centre, das wir besucht haben, wo man sich über den Krieg und die Bomben informieren kann.
Zudem besuchten wir noch den Stupa „ That Luang“, welcher einer der bedeutendsten Stupas und das Wahrzeichen Laos‘ ist, den Tempel „Wat Sisaket“, in dem 10.000 Buddhastatuen aufbewahrt werden und das Museum Ho Phra Keo.
Von Vientiane aus flogen wir nach Huay Say, um dort die „Gibbon Experience“ zu machen. Dabei gleitet man ein wenig wie ein Vogel durch den Urwald, an knapp 500m langen Ziplines, also quasi Stahlseilrutschen. Der Tag besteht dabei immer abwechselnd daraus, einen Teil durch den Wald zu trecken und zu ziplinen. Die Nacht haben wir dann in unserem 50m hohen Baumhaus verbracht, dass ganze drei Stockwerke hatte.
Wir waren eine Gruppe aus insgesamt neun Personen und wurden am Tag immer von zwei Guides begleitet, mit denen ich Spaß hatte herumzualbern oder mein Lao auszuprobieren. Am Morgen des dritten Tages wurden alle auf einmal ganz ruhig. Auch der Urwald gab auf einmal fast keine Geräusche mehr von sich. Dann kamen kreischend ein paar Gibbons durch die Bäume geschwungen. Das Ganze war eine unvergessliche Erfahrung und ich hab mich vielleicht noch nie so verbunden mit der Natur gefühlt. Für drei Tage hatten wir kein Licht und Strom und am Ende war ich mir nicht ganz sicher, wer hier die freilaufenden Affen sind, die beobachtet werden.
Zusammen mit zwei Menschen, die wir bei der Gibbon Experience kennengelernt haben, machten wir eine zweitägige Bootstour. Wir fuhren mit einem Slowboat den Mekong runter bis nach Luang Prabang. Wir waren nur fünf Personen auf einem sehr großen Boot, deshalb war es sehr entspannt und ruhig. Teil der Bootsfahrt war es aber auch, zwei Dörfer zu besichtigen, in denen ethnische Minderheiten lebten. Am ersten Dorf kamen uns eine Gruppe Kinder entgegen, die sehr aufdringlich Armbänder verkaufen wollte. Insgesamt hab ich mich beim Besuchen der Dörfer sehr unwohl gefühlt, weil ich mir ein wenig wie ein Zoobesucher vorkam, der in die Privatsphäre irgendwelcher Laoten eindringt, nur um zu sehen, wie „die hier so leben“. Auch die Bewohner wirkten nicht gerade erfreut über unsren Besuch. Deshalb hier auch keine Bilder dazu.
Nachdem wir die Bootstour mit dem Besuch einer Buddhahöhle abgeschlossen hatten, kamen wir in Luang Prabang an, die alte Haupt- und Königsstadt Laos‘ und UNESCO-Weltkulturerbe. Der älteste Tempel der Stadt, Wat Siang Thong ist wirklich beeindruckend prachtvoll und der schönste, den ich in Laos bisher gesehen habe. Auch der Kuang Si Wasserfall, der eigentlich aus mehreren Wasserfällen besteht, ist hübsch anzusehen. Zudem konnte ich meine Chance nutzen, die beiden Freiwilligen in Luang Prabang hier zu treffen, welches ein nettes Wiedersehen war.
Von Luang Prabang aus ging es wieder mit dem Flieger nach Bangkok. Mit meiner Mutter besuchte ich dann die beiden vielleicht bedeutendsten Tempel Wat Pho, indem eine 46m x 15m große liegende Buddhastatue ist, und Wat Arun (Tempel der Morgenröte), die ich schon von meinem Neujahrstrip kannte. Außerdem sahen wir uns den Royal Palace an, bei dem immer noch erstaunlich viele Menschen schwarz gekleidet waren. Am Abend ging es wieder auf ein Rooftop.
Mein letzter Eintrag ging auch teilweise über das Sikhottabong-Fest, welches jedes Jahr im Februar stattfindet und wo sehr viele Menschen aus der Region hinpilgern. Während meiner Zeit hier wurde mir, auch auf Grund der Stupa, die Geschichte von König Sikhottabong erzählt:
Ein Mann namens Si war einst Diener des Königs. Er war in einer Gruppe, die den Befehl bekam, in den Wald zu gehen und Harz zu sammeln. Da Si dünn und schwächlich war, beschlossen er und seine Freunde, dass er sich um das Essen kümmere, während die anderen in den Wald gehen.
Während er den Reis kochte, brach er einen Ast vom Baum, um sich einen Spachtel zu machen. Er ließ den Reis ein wenig abkühlen und rührte ihn mit dem Spachtel um, doch immer wenn dieser den Reis berührte, färbte sich der Reis schwarz. Si erschrak, schwarzer Reis konnte nur böses bedeuten.
Damit seine Freunde dieses schlechte Omen nicht mitbekamen, aß er den gesamten Reis auf. Plötzlich geschah etwas mit seinem Körper: Er begann zu wachsen und hatte auf einmal unmenschliche Kräfte.
Währenddessen fiel eine riesige Elefantenhorde in Vientiane ein. Um seine Bürger zu schützen, suchte der König nach einer mutigen Person, die die Elefanten besiegen könne. Als Belohnung versprach er die Hand seiner Tochter.
Als Si dies hörte, baute er sich aus einem Baum eine gigantische Keule. Er machte sich auf den Weg in die Stadt und verjagte die Elefanten, einen nach dem anderen. Doch der letzte Elefant machte ihm sehr zu schaffen und stellte sich ihm in den Weg. Sie kämpften ganze drei Tage und ganze drei Nächte, doch dann schaffte es Si doch, den Elefant zu besiegen.
Der König von Vientiane hielt sein Versprechen und seine Tochter und Si heirateten. Zusätzlich gab er ihnen eine Stadt, die von nun an Stadt Sikhottabong hieß, und Si hieß von nun an König Sikhottabong (was so viel bedeutet wie stärkerer Si).
Das Paar lebte glücklich, bis ein neidischer Minister dem König von Vientiane zuflüsterte, König Sikhottabong würde mit seiner gewaltigen Kraft eines Tages Vientiane erobern. Der König von Vientiane befahl daraufhin seiner Tochter, ihren Gatten zu befragen, was seine Schwächen seien und wie man ihn besiegen könne.
Seine Tochter, hin- und hergerissen, wem sie vertrauen sollte, ihrem Vater oder ihrem Mann, gehorchte dann doch ihrem Vater. König Sikhottabong vertraute seiner Geliebten bedingungslos. So fand der König von Vientiane seine Schwäche heraus. Er traf ein paar Vorkehrungen und lud König Sikhottabong zu sich nach Vientiane ein. Er baute eine Toilette mit mechanischen Lanzen. Als König Sikhottabong sich erleichtern wollte, schossen ihm mehrere Lanzen von unten durch seinen Körper und in seinen Hals.
Die Frau von König Sikhottabong war verzweifelt und todtraurig pflückte sie sich Kräuter, um sich zu ihrem Mann ins Reich der Toten zu begeben.
Später, im 6. Oder 5. Jahrhundert vor Christus, wurde dann der Stupa in Gedenken an König Sikhottabong erbaut. Seitdem wurde er von den verschiedenen Herrschern instand gehalten und renoviert. Es kommen immer wieder Menschen aus der ganzen Provinz und von weiter weg, um den Stupa zu besuchen. So kommen auch z.B. viele Schüler vor einer Arbeit hierher, um Almosen zu geben, damit die Arbeit besser wird. Es wird gesagt, dass viele deiner Wünsche erfüllt werden, nur wenn sich dein Wunsch um Liebe dreht, wird dies nicht der Fall sein. So ist zumindest die Legende.
Ungefähr die Hälfte meines Jahres war rum und meine Entsendeorganisation, die .lkj) Sachsen-Anhalt veranstaltete ein Zwischenseminar, an dem wir zehn Weltwärts-Freiwilligen teilnahmen. Da das Seminar im tiefen Süden von Laos stattfand, kamen uns am Wochenende vorher vier Freiwillige „auf der Durchreise“ besuchen.
Zufälligerweise fand hier gerade das Fest des Stupas That Sikhottabong statt, so dass wir sowohl in der Frühe Almosen gaben, als auch am Abend diesen besuchten, um am Kerzenlauf teilzunehmen, bei dem wir zusammen mit vielen Besuchern im Kreis um den Stupa liefen.
Das Areal des Stupas an sich ist recht groß und mit Wiese bedeckt. An diesen Tagen war aber alles voller Marktständen, Bühnen, Fotoständen, Schießständen etc. und damit auch die größte Menschenansammlung, die ich überhaupt in Laos gesehen habe. In der Nacht wurden der Stupa und der Platz mit Lichterketten beleuchtet.
Nach einer diesmal besonders schrecklichen dreizehnstündigen Busfahrt eingequetscht im völlig überfüllten Frachtraum, da im Bus alle Sitzplätze besetzt waren, kamen wir in Thateng im Südosten von Laos an. Zum Seminar selber möchte ich gar nicht so viel schreiben, da Eva das alles ganz gut im Seminarbericht aufgeführt hat.
Eins-zwei Ergänzungen:
“Captain” Hook
Der Ausflug zu “Captain” Hook hat mich echt beeindruckt. Das lag eher weniger an den Fakten über Kaffee, da ich keinen trinke, sondern mehr an dem Dorf und Huks Lebensgeschichte. Huk (wie ich seinen Namen transkribieren würde) lebt in einem Dorf der Kolum-Ethnie, die fast alle kein Lao sprechen. Auch wenn ich natürlich nicht weiß, ob alles 100% der Wahrheit entspricht, werde ich hier ein paar Sachen wiedergeben, die er erzählt hat.
Einst kam ein Wanderer zum Dorf und bat um Herberge. Der Dorfchef lehnte erst ab, gab dem Wanderer dann aber doch Asyl, denn ein Riese bedrohte das Dorf und verlangte nach einem Opfer. Der Dorfchef beschloss, den Neuen zu opfern. Dieser bekam das zu spät mit, so bat er um einen letzten Wunsch: Er wollte noch einmal Wasserpfeife rauchen. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt und so erwartete er den Riesen. Als der Riese kam und sah, dass sein Opfer Feuer atmet, bekam er Angst und nahm Reißaus.
So kommt es, dass in dem Dorf die Kinder mit zwei Jahren anfangen, Wasserpfeife zu rauchen, was man auch bei ein paar Kindern sah. Die Mädchen werden mit ungefähr 8 verheiratet und bekommen ihr erstes Kind um die zwölf. Männer haben oft mehrere Frauen, sodass ältere Männer manchmal sehr junge Frauen haben. Drei Wochen bevor eine Frau gebärt, muss sie (alleine oder mir einer anderen Frau) in den Wald. Wenn sie dann mit dem Kind ins Dorf kommt, muss sie den Vater fragen, ob das Baby gut ist. Natürlich wird immer “Ja” geantwortet, denn wenn “Nein” geantwortet werden würde, würde das Baby im Wald zurückgelassen werden.
Wenn jemand krank wird, wird die Person erst zum Schamanen gebracht. Wenn dieser mit Kräutern nicht helfen kann, kommt sie zum Guru, der es mit weißer und schwarzer Magie versucht. Wenn das auch nichts bringt, kommt die Person als letztes zum Medium, welches versucht, mit den Geistern Kontakt aufzunehmen.
Die meisten Menschen in dem Dorf denken, dass alle Kinder relativ gleich geboren werden, und das Aussehen vom Essen kommt, was Menschen essen. So bekommt man beispielsweise eine weiße Hautfarbe, wenn man viel Milch trinkt.
Huks Leben
Huk ist als Junge aus dem Dorf ausgebrochen und nach Thailand gereist, dort in eine buddhistische Schule gegangen und sein Studiengang ging über Kaffee. Er wurde von seinen Eltern nach Hause beordert, um zu heiraten, überzeugte dann aber seinen Bruder, dies zu tun, problem solved. Als nächstes wurde ihm gesagt, dass seine Großmutter schwer krank ist, dies war aber ein Trick seiner Eltern, und er wurde verheiratet, sobald er ins Dorf kam.
Ein Medium meinte, dass Huk böse Geister ins Dorf mitgebracht habe, und so wurde ein Messer in Reis gesteckt, um zu erfahren, was er denn gemacht habe. Die Geister wurden befragt: Hat Huk etwas gestohlen? Das Messer blieb stecken. Hat Huk jemandem Gewalt zugefügt? Das Messer blieb stecken. Das ging so weiter, bis gefragt wurde, ob er Sex mit jemandem hatte. Da fiel das Messer um. Er hatte nämlich eine Beziehung zu einem westlichen Mädchen gehabt, während er studiert hat. Und da Sex vor der Ehe in dem Dorf streng verboten ist, durfte er von da an das Dorf nicht mehr verlassen und die meisten Menschen aus dem Dorf meiden ihn, da er dadurch Unglück bringt.
Er hat noch jede Menge andere Geschichten erzählt, und man konnte ihn alles fragen, was man wollte. Das war eine der unwirklichsten Erfahrungen hier in Laos, vor allem, weil Laos sonst doch sehr anders ist und man eigentlich sonst keine solcher Geschichten hört.
Lagerfeuer am Wasserfall
Nach dem Seminar fuhren Michi, Max, Eva, Lucie, Pia und ich zusammen mit einem unserer Seminarleiter Georg noch zum Tad Fäk Wasserfall, wo wir von der Klippe nach unten springen konnten. Da es schon spät wurde und wir befürchteten, keinen Bus mehr zurück zu bekommen, beschlossen wir, in einem Bungalow am Wasserfall zu übernachten und gingen erst zum benachbarten Tad Hua Khon Wasserfall, um abends neben dem ersten Wasserfall zu siebt am Lagerfeuer zu sitzen.
Mitte Januar kamen mich Freunde besuchen, drei an der Zahl: Jule, Maxi und Sandra. Das Abholen begann schon gleich ein bisschen wie ein Abenteuer: Da der nächste Flughafen in Thailand liegt, fuhr ich am Morgen ins Nachbarland, kaufte dort ein und begab mich zum Flughafen. Dort wartete ich auf den verspäteten Flieger, und wir nahmen ein Taxi zur Busstation. Durch die Verspätung war aber der letzte Bus des Tages schon weg, so dass wir es irgendwie anders schaffen mussten, über die Grenze zu kommen.
Als wir an der Straße langliefen, sah ich an einem Geschäft ein Auto mit laotischem Kennzeichen, und so fragte ich, ob jemand noch heute über die Grenze fährt. Die Person, der das Auto gehörte, verneinte und meinte, er verkaufe nur Autoersatzteile in Laos, und habe deswegen so ein Auto. Ich ging also nach draußen und wir diskutierten, ob wir dann heute noch über die Grenze gehen oder lieber hier ein Hotel nehmen sollten. Während wir dastanden, kam der Autobesitzer zu uns und bat an, uns zur Grenzbrücke zu fahren. Wir stiegen also in sein Auto und dort angekommen, sprach er mit den Grenzbeamten, so dass sie eine Mitfahrgelegenheit für uns zur Busstation organisierten.
Die ersten Tage bestanden hauptsächlich daraus, dass ich meinen Freunden meinen Alltag und Unterricht zeigte und diese öfter mal als Hilfskraft in der Schule genutzt wurden. Außerdem besuchten wir mal wieder den Stupa in Thakhek, gingen klettern und schauten ein paar Höhlen an.
Loop
Am Wochenende machten wir den sogenannten Loop, für den das ganze Jahr über Touristen nach Thakhek kommen. Der Loop ist eine drei- bis viertägige Motorradtour, bei der man einmal im Kreis (deswegen Loop) in der Umgebung von Thakhek fährt und dann wieder in Thakhek ankommt. Los ging es (wie später klar wurde: viel zu spät) am Samstag um 11 Uhr, wo wir als erstes eine Mauer, die der Legende nach von Riesen gebaut sein soll, besichtigten. Dann ging es über eine sehr sandige und bergige Straße weiter zu einer Lagune, wo wenige Touristen und viele Nichttouristen badeten und wir eine kleine Pause machten. Der Rest des Tages bestand hauptsächlich nur daraus, die relativ unspannende Hauptstraße entlang zu fahren, um zu mehreren Aussichtspunkten am anderen Ende der Provinz zu kommen.
Als wir im Gebirge ankamen, dämmerte es leider schon, wir hatten aber noch 50km vor uns, die wir dann im Dunkeln fahren mussten. Ich hatte auch nicht wirklich daran gedacht, warme Sachen einzupacken, und da es bei Nacht im Januar in Laos doch ganz schön kalt werden kann, vor allem in Verbindung mit dem Fahrtwind, kamen wir ziemlich durchgefroren an unserem Zielort, Konglor, an.
Die Konglor-Höhle ist neben der Landschaft wahrscheinlich die Hauptattraktion des Loops. Am nächsten Tag machten wir also eine Bootstour durch eben diese, bei der wir ungefähr 2,5 Stunden einmal durch die Höhle und am anderen Ende wieder raus fuhren (und dasselbe wieder zurück).
Weiter ging's zu einem Wasserfall, der relativ schwer zu erreichen ist, da man erst mit dem Moped durch einen flachen Fluss und dann nochmal 1,5km zu Fuß durch einen bergigen Wald trackt. Am Ende konnte man dann aber zwei sehr hohe, wenn auch relativ schmale Wasserfälle sehen.
Zwischendurch gab es immer wieder Aussichtspunkte, von denen man über das ganze Tal auf das Karstgebirge dahinter sehen konnte, was mir dann doch manchmal den Atem verschlug. Die nächste Station waren die „Cool Springs“, also die kühlen Quellen, zwei natürliche Swimmingpools. Da es schon wieder dämmerte und wir noch ein sehr weites Stück vor uns hatten, blieben wir nur ein paar Minuten, ich berührte einmal das Wasser und wir machten uns wieder auf. Inzwischen war es schon wieder so kühl, das wir beschlossen, im nächsten größeren Dorf zu halten und uns längere Kleidung zu kaufen.
Ich entdeckte dann auch ein Sportgeschäft, das auch Trainingshosen und -jacken verkaufte, und wir statteten uns ein wenig aus. Nach 40 weiteren Kilometern im Dunkeln waren wir endlich an unserer Unterkunft angekommen. Leider war unser reserviertes Zimmer schon weg, da der Besitzer nicht mehr erwartet hatte, dass wir noch kommen. Er konnte uns dann aber doch noch ein etwas kleineres Zimmer zur Verfügung stellen, und wir wurden, obwohl die Küche eigentlich schon geschlossen hatte, noch mit gebratenem Reis bedient, das wir am Lagerfeuer genüsslich verzehrten.
Die schönste Landschaft sah man allerdings am letzten Tag: Die meiste Zeit fuhren wir an einem aufgestauten See, der sich links und rechts von uns erstreckte. Aus dem 450 km² großen See ragen überall abgestorbene Bäume. Als ein Staudamm gebaut wurde, um ein Wasserkraftwerk zu betreiben, wurden dafür 15 Dörfer mit mehreren tausend Menschen umgesiedelt, die alten Häuser liegen jetzt alle am Grunde des Sees. So sieht es ein wenig so aus, als wäre man im Märchen.
Der Süden
Pakse (die zweit- oder drittgrößte Stadt Laos') ist an sich nicht wirklich attraktionsreich. Allerdings ist sie der zentrale Punkt, wenn man den Süden von Laos besuchen möchte, da man von Pakse aus zu vielen verschiedenen Orten kommt. Daher ist die Stadt auch mehr von Touris überlaufen, als man es zuerst erwarten würde.
Als erstes fuhren wir von dort aus zu den sogenannten „viertausend Inseln“ (Si Phan Don) im Süden von Laos, die am Mekongdelta in der Nähe der Grenze zu Kambodscha liegen. Nach einer Nacht gemeinsam mit Bettwanzen standen wir also frühmorgens auf, um einen Minivan zu einer der Inseln (Don Det) zu erwischen. Dort angekommen frühstückten wir erst einmal und liehen uns Fahrräder aus, um die Insel und die Nachbarinsel (Don Khon) zu erkunden. Auf den Inseln ist es sehr entspannend und es sieht ein bisschen so aus, als wäre man mitten auf dem Meer, mit vielen kleinen Inseln um einen herum, Wasserfällen und Stränden.
Am nächsten Tag fuhren wir zurück nach Pakse und liefen ein bisschen durch die Stadt. Aber bis auf die eine Hauptstraße, an der alle Touri-Restaurants sind, gab es nicht viel zu sehen, selbst das Mekongufer ist bis auf ein paar Restaurants größtenteils verwildert.
Der Wat Phou („Tempel-Berg“), zu dem wir am nächsten Tag fuhren, ist ein Bergtempel der Khmer. Die ersten Bauten stammen aus dem 6. Jahrhundert, der Großteil ist zwischen dem 11.- und 13. Jahrhundert errichtet worden. Auch hier ist der aber der Ausblick von oben vielleicht beeindruckender als die eigentlichen Bauten, und man versteht sehr schnell, warum man genau hier einen Tempel baut. Insgesamt geht man auf einem 1400m langen Weg ungefähr 100m einen Berg hoch, um den sich links und rechts Frangipani - Bäume ranken. Dabei kommt man an Seen und verschiedenen Ruinen (z.B. ehemalige Aufenthaltsgebäude der Besucher) vorbei, bis man oben auf ein Plateau und an den eigentlichen Tempel kommt. Dort befindet sich auch eine heilige Quelle und behauene Steine, die an einen Elefanten oder ein Krokodil erinnern.
Zufällig war gerade chinesisches, vietnamesisches und koreanisches Neujahr, so dass uns am Morgen ein Drache begrüßte, und der Umzug, der ihm folgte, Feuerwerkskörper anzündete.
Um Pakse herum erstreckt sich das Bolaven-Plateau (Bo Laven = Heimat der Laven, die größte Volksgruppe im Plateau), eine durchschnittlich 1200m hohe Hochebene. Hier kann durch die Höhe Kaffee angebaut werden, was auch ordentlich ausgenutzt wird. Auch hier gibt es durch die Landschaft einen 2-tägigen Loop, bei dem man an vielen Wasserfällen und ein paar Kaffeeplantagen vorbeifährt. So lernten wir am ersten Tag, verschiedene Kaffeesorten voneinander zu unterscheiden. Wir übernachteten dann in einem Gasthaus in der Nähe eines Wasserfalls (Tad Lo), an dem ich auch das erste Mal in Laos, dem ehemaligen Reich der Millionen Elefanten (Lane Xang), einen Elefanten sah.
Am zweiten Tag lag unser erster Stopp bei einem Resort, das auch einen Garten und eine Kaffeeplantage hat. Beim Erkunden des Gartens muss mir mein Handy aus der Tasche gefallen sein, und wir suchten zwei Stunden den Weg ab, auf dem ich es verloren haben muss, es war aber einfach nicht mehr da und muss wohl von jemandem eingesteckt worden sein. Mit meinem Handy waren auch meine Bilder verschollen, so dass alle Bilder in diesem Post von Maxi oder Sandra stammen (Danke nochmal hierfür!). Auch wenn wir uns jetzt ein wenig mehr beeilen mussten, konnten wir uns noch vier Wasserfälle angucken.
Nachdem wir mit dem Nachtbus wieder in Thakhek ankamen (diesmal nach nur 5 Stunden anstatt den 9 Stunden des Hinwegs), liefen wir mitten in der Nacht zu meiner Schule, da ich dort mein Moped abgestellt hatte. Ich fand es auf dem Grundstück nicht, da es anscheinend in einen Raum geschoben wurde, damit es nicht geklaut wird, und so suchte ich ein wenig, fand aber in einem offenen Raum nur eine Gruppe aus ein paar freiwilligen Notärzt*innen, die schliefen. Wir entschlossen uns also, zu Fuß nach Hause zu gehen. Da rief mir eine Stimme von hinten zu, was ich denn hier mache. Eine der Notärzt*innen war anscheinend aufgewacht. Sie bot an, uns nach Hause zu fahren, und als sie nach vielmaligem Ablehnen immer noch nicht locker ließ, stiegen wir in den Krankenwagen ein und wurden nach Hause gebracht.
Am Tag darauf musste Maxi uns leider schon verlassen. Unser Mentor nahm uns die Woche darauf aber noch zu einer Veranstaltung der Lao Youth Union mit, auf der geschätzt zwanzig Schulen aus meiner Provinz Khammouane eingeladen waren. Die Kinder mussten um die Wette Zelte aufbauen, die man am Ende besichtigen konnte, und es gab einige Tanzaufführungen, z.B. über die Geschichte von Laos.
Hier mal die Zusammenfassung mehrerer Ereignisse, die zwischen November und Dezember so passiert sind:
So kamen uns z.B. Anfang November die beiden Freiwilligen aus Paksan, Pia und Franzi, besuchen, mit denen wir eine Motorradtour zu den nahegelegenen Höhlen machten. Eine der Höhlen, die Tham Xiang Liap, konnten wir nun aus einer anderen Perspektive sehen, da diese in der Trockenzeit nun begehbar ist. Ein Dorfbewohner zeigte uns also, wie wir da durchklettern können. In der Regenzeit dagegen konnte man einfach mit dem Boot durch die Höhle fahren, was jetzt unmöglich ist.
Dass es in Nakhon Phanom drei riesengroße Supermärkte gibt, habe ich ja schon letztes Mal geschrieben. Da unsere Wohnung anfangs relativ schlecht ausgestattet war, brauchten Michi und ich Tisch und Stuhl und beschlossen so, diesen Supermärkten mal einen Besuch abzustatten. So ging es mit zwei großen Backpacks und kleinem Rucksack mit dem Bus über die Grenze nach Thailand. Zwar könnte man in Laos manche Sachen auch bekommen, diese sind dann aber aller meistens aus Thailand importiert und somit wesentlich teurer als in Thailand. Andere Sachen wie (das typische Beispiel) Käse gibt es in Thakhek auch einfach nicht zu kaufen.
Am Ende hatten wir also alle Backpacks voll zu schleppen und mit mehreren Tüten bewaffnet fuhren wir dann auch wieder zurück über den Mekong.
Savannakhet ist die drittgrößte Stadt Laos‘ und liegt etwas südlich von Thakhek. Da man dahin mit dem Bus nur ungefähr 3 Stunden braucht, beschlossen Michi und ich, die Stadt einmal zu besuchen. Dort angekommen liefen wir die Stadt ab. Savannakhet sieht eigentlich Thakhek recht ähnlich, nur die Uferpromenade zum Mekong ist etwas verlassener, aber große Unterschiede merkt man nicht. Abends planten wir eine Motorradtour, die wir am nächsten Tag durch die Umgebung machen wollten.
Wir fuhren über zum Teil recht abenteuerliche Straßen zu „Don Ling“, einem „Affen-Dschungel“, also einem kleinen bewaldeten Gebiet, wo sich sehr viele Affen aufhalten. Das Gebiet ist nicht wirklich eingezäunt, die Affen werden aber von sehr vielen Laoten besucht und gefüttert. Zusätzlich zu Affen gab es dort auch jede Menge Ziegen.
Unser nächster Stopp war eine nahegelegene Bibliothek „Hotay Pidok“, die in einem Tempel liegt und zum Teil Schriften aus dem 16. Jahrhundert beherbergt. Die Schriften sind auf Palmenblättern in einer Sprache geschrieben, die dem heutigen Lao zwar ähnelt, aber zu weit entfernt ist, als dass ich die Zeichen erkennen konnte. Auf einer Brücke
über einen Fluss ging es zu einer recht großen weißen Buddha Statue, die von vielen kleinen umrahmt wurde.
Auf dem Rückweg besuchten wir noch einen anderen älteren Tempel und trafen plötzlich irgendwo im nirgendwo auf ein Fest, was mehr oder weniger einem Jahrmarkt glich.
Da vom 14.10. bis zum 16.10. ein Boat-Racing-Festival war, und wir deshalb am Freitag frei hatten, beschlossen Thies, Michi und ich gemeinsam nach Paksan zu den beiden anderen Freiwilligen dort zu fahren (wo wir schon einmal kurz waren). Franzi und Pia mussten am Freitag noch unterrichten, deshalb halfen wir ihnen beim Unterricht und übten Hörverstehen, indem wir mit den Schülern “Let Her Go” von Passenger sangen. Nach dem Unterricht gingen Pia und ich dann für alle Pizza holen, was ich bis dahin, seit ich in Laos war, nicht gegessen hatte. Aber in Paksan gibt es recht gute Pizza, die uns Pia und Franzi nicht vorenthalten wollten.
Am nächsten Tag ging dann das Boat Racing Festival los und wir gingen zum Ufer. Dort war ein riesiger Menschen-Auflauf mit allen möglichen Ständen, vergleichbar mit einem Jahrmarkt. Die meisten waren natürlich Essensstände, es gab aber auch welche, bei denen man mit Dartpfeilen auf Luftballons wirft, andere Gewinnspiele und natürlich auch Stände von allen möglichen Sachen, die Werbung machen wollen. Wir bekamen Popcorn spendiert und setzten uns an den Fluss, um den Booten zuzugucken. Am Abend haben sind wir nochmal hingefahren um etwas zu essen, haben uns aber auch kurz einen Auftritt einer laotischen Band angeguckt. Zudem haben wir einen Autoskooter-Stand gefunden (!), den wir natürlich auch gleich ausprobieren mussten.
Sonntag fing sehr gemütlich an: Wir fuhren wir zu einem Restaurant am See bei den man in kleinen Holzhütten direkt am Ufer sitzt. Der Abend war dann quasi das Highlight des Festivals: Man konnte kleine Blumengestecke kaufen, bei denen man die Kerzen anzündete und sie dann aufs Wasser setzte. Als Thies allerdings unser Gesteck aufs Wasser setzte, kam ein Windstoß und alle Kerzen waren aus. Enttäuscht gingen wir also in ein Restaurant auf dem Wasser und wurden dort sogleich von ein paar Laoten angequatscht, ob wir nicht mit bei ihnen auf dem Boot fahren wollen. Also düsten wir kurze Zeit später auf einem Boot über den Mekong und konnten das ganze Spektakel von der Wasserseite aus sehen. Das sah alles sehr hübsch aus, man sah sehr viele Blumengestecke, die auf dem Wasser schwammen, Himmelslaternen, die über einem schwebten und sogar ein Boot aus brennenden kleinen Kerzen.
Das Boot hielt dann irgendwann an einer Anlegestelle. Wir warteten darauf, dass es zurück fährt, doch irgendwann wurde uns mitgeteilt, dass hier Endstation wäre. Also stiegen wir aus und liefen sogleich einem Grenzbeamten direkt in die Arme. Dieser fragte uns nach unseren Reisepässen, die wir immer noch nicht hatten, da mit denen ja in Vientiane unser Visum beantragt wurde. Dazu muss man eine Sache erklären: Wir sind mit dem Boot auf dem Mekong gefahren, der Fluss der in Paksan Thailand von Laos abgrenzt. Wir hätten also theoretisch von Thailand aus einreisen können.
Der Grenzbeamte nahm uns also mit auf die Grenzstation, wo wir erst einmal warten durften. Die Leute vom Boot beteuerten, dass wir nicht in Thailand angelegt hätten, sondern nur in Laos rumgereist sind, doch half das nicht wirklich. Schließlich wurde der Mentor von Pia und Franzi kontaktiert, und nach ganzen zwei Stunden diskutieren kamen wir dann irgendwann doch los mit der Ansage, dass das morgen zu Ende geklärt wird.
Am nächsten Tag mussten wir dann in das Office, unsere Passkopien dalassen, und darauf warten, dass der Mentor einen Anruf von dem Grenzbeamten bekommt. Schließlich war dann doch der Grenzbeamte war so gütig, es bei den Kopien zu belassen und wir durften nach Hause.
Ein Wochenende später lud uns Bounpheng (der ehemalige Lehrer) wieder ein, diesmal zum Fischen zusammen mit seiner Tochter, seinem Sohn und einem Freund seines Sohnes. Also fuhren wir am Morgen auf den Markt, um Seile und Haken zu kaufen. Dann knoteten wir alles zusammen und fuhren in Richtung Fluss. Wir legten aber einen Zwischenstopp ein und gruben etwas Erde aus einem kleinen Bach, um darin Würmer für die Haken zu suchen. Danach setzten wir uns alle an den Bach und fingen an zu fischen. Wenn wir alle an einer Stelle nichts mehr fingen, gingen wir ein Stück weiter den Fluss runter und mussten uns teilweise ein wenig durch Gestrüpp schlagen.
Nachdem die meisten von uns einen Fisch gefangen hatten, gingen Thies und ich noch mit zwei der Kinder baden.
In der Woche darauf lud uns Thon Suk, ein Lehrer an unserer Schule, zu sich nach Hause ein, um uns seine Grillenfarm zu zeigen. Die war ziemlich raffiniert gebaut: Die Stelzen der Wannen standen in Wasser, damit keine Ameisen daran hochklettern können. Außerdem war in jeder Wanne eine aufgeschnittene Wasserflasche, die in (dadurch) feuchtem Sand stand, damit die Grillen immer etwas zum Trinken haben. Von diesen Wannen waren ungefähr zehn Stück in dem Raum. Danach durften wir auch alle mal gegrillte Grillen probieren, die gar nicht so schlecht schmeckten, ein wenig wie Chips (wenn man den Gedanken ignoriert, dass man grad Grillen isst).
Man hat es vielleicht schon auf meinem Blog (oder auf Facebook) an dem einen oder anderen Foto gesehen: Ich hatte für zweieinhalb Wochen Besuch. Thies ist momentan auch als Freiwilliger (allerdings ohne Organisation) in Kambodscha und so war der Gedanke gar nicht weit entfernt, dass er mal ins Nachbarland fährt und mich besuchen kommt. Also kam er am 2. Oktober erst nach Nakhon Phanom (der thailändischen Nachbarstadt) geflogen und fuhr dann mit dem Bus nach Thakhek. Da am 3. Oktober alle deutschen Menschen in Laos von der deutschen Botschaft eingeladen sind, wollten wir dann auch direkt weiter nach Vientiane, damit wir das Restwochenende dort verbringen können. Als ich es nach über zwei Stunden geschafft habe, einem Lehrer zu erklären, ob er mich zur Busstation fahren kann, damit wir zusammen weiter nach Vientiane können, verbrachte ich wieder drei Tage (ein Wochenende später als der letzte Eintrag) in der Hauptstadt. Wir kamen dann gegen Abend an, wo wir die anderen Freiwilligen (Michi war schon einen Tag vorher losgefahren, damit er einen Tag mehr hat) und sogar Tim, der gerade Erledigungen in Vientiane machen musste, begrüßen konnten.
Am 3. Oktober suchten wir uns zuerst ein Tuk-Tuk mit dem wir dann zum Don Chan Palace fahren konnten, in dem die Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit waren. Auch wenn das Tuk-Tuk ein wenig knarzte und wir kuscheln mussten, damit es überhaupt losfährt, da sonst das Gewicht zu weit hinten wäre, kamen wir zur Überraschung aller heil an. Der Festsaal war riesig. Es wurden einige Reden gehalten, bei denen man aber aufgrund des Gemurmels im
Saal kaum ein Wort verstand. Dann eröffnete das Buffet, und es gab allerhand typisch deutsches Essen, welches ich lange nicht mehr gegessen habe, wie zum Beispiel Schnitzel, Würstchen, Kartoffelsalat und Frühlingsrollen. Außerdem gab es Sekt, Wein (der in Laos nicht gerade billig ist) und Bier, soviel man trinken konnte. Ich und einige andere Freiwillige fühlten uns ein wenig fehl am Platz zwischen den ganzen Anzugträgern, man konnte aber schon seinen Spaß haben und ich kann jetzt behaupten, dass ich ein Bier mit dem deutschen Botschafter getrunken habe. Außerdem spielte eine Band in dem Saal, die wir schon aus einem Pub kannten.
Einen Tag später bin ich dann zusammen mit Thies nach Paksan gefahren, das genau auf dem Weg zwischen Vientiane und Thakhek liegt, und wo die zwei anderen Freiwilligen Pia und Franzi leben. Da Pia aber, wie der Großteil der anderen Freiwilligen auch, krank war (keine Angst allen geht es wieder gut) erkundeten ich und Thies nur ein bisschen die Stadt und wir machten uns einen gemütlichen Abend. Am Mittwoch mussten wir dann aber auch wieder zurück nach Thakhek, ich hatte schließlich am Abend Unterricht.