Ein Wochenende später lud uns Bounpheng (der ehemalige Lehrer) wieder ein, diesmal zum Fischen zusammen mit seiner Tochter, seinem Sohn und einem Freund seines Sohnes. Also fuhren wir am Morgen auf den Markt, um Seile und Haken zu kaufen. Dann knoteten wir alles zusammen und fuhren in Richtung Fluss. Wir legten aber einen Zwischenstopp ein und gruben etwas Erde aus einem kleinen Bach, um darin Würmer für die Haken zu suchen. Danach setzten wir uns alle an den Bach und fingen an zu fischen. Wenn wir alle an einer Stelle nichts mehr fingen, gingen wir ein Stück weiter den Fluss runter und mussten uns teilweise ein wenig durch Gestrüpp schlagen.
Nachdem die meisten von uns einen Fisch gefangen hatten, gingen Thies und ich noch mit zwei der Kinder baden.
In der Woche darauf lud uns Thon Suk, ein Lehrer an unserer Schule, zu sich nach Hause ein, um uns seine Grillenfarm zu zeigen. Die war ziemlich raffiniert gebaut: Die Stelzen der Wannen standen in Wasser, damit keine Ameisen daran hochklettern können. Außerdem war in jeder Wanne eine aufgeschnittene Wasserflasche, die in (dadurch) feuchtem Sand stand, damit die Grillen immer etwas zum Trinken haben. Von diesen Wannen waren ungefähr zehn Stück in dem Raum. Danach durften wir auch alle mal gegrillte Grillen probieren, die gar nicht so schlecht schmeckten, ein wenig wie Chips (wenn man den Gedanken ignoriert, dass man grad Grillen isst).
Man hat es vielleicht schon auf meinem Blog (oder auf Facebook) an dem einen oder anderen Foto gesehen: Ich hatte für zweieinhalb Wochen Besuch. Thies ist momentan auch als Freiwilliger (allerdings ohne Organisation) in Kambodscha und so war der Gedanke gar nicht weit entfernt, dass er mal ins Nachbarland fährt und mich besuchen kommt. Also kam er am 2. Oktober erst nach Nakhon Phanom (der thailändischen Nachbarstadt) geflogen und fuhr dann mit dem Bus nach Thakhek. Da am 3. Oktober alle deutschen Menschen in Laos von der deutschen Botschaft eingeladen sind, wollten wir dann auch direkt weiter nach Vientiane, damit wir das Restwochenende dort verbringen können. Als ich es nach über zwei Stunden geschafft habe, einem Lehrer zu erklären, ob er mich zur Busstation fahren kann, damit wir zusammen weiter nach Vientiane können, verbrachte ich wieder drei Tage (ein Wochenende später als der letzte Eintrag) in der Hauptstadt. Wir kamen dann gegen Abend an, wo wir die anderen Freiwilligen (Michi war schon einen Tag vorher losgefahren, damit er einen Tag mehr hat) und sogar Tim, der gerade Erledigungen in Vientiane machen musste, begrüßen konnten.
Am 3. Oktober suchten wir uns zuerst ein Tuk-Tuk mit dem wir dann zum Don Chan Palace fahren konnten, in dem die Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit waren. Auch wenn das Tuk-Tuk ein wenig knarzte und wir kuscheln mussten, damit es überhaupt losfährt, da sonst das Gewicht zu weit hinten wäre, kamen wir zur Überraschung aller heil an. Der Festsaal war riesig. Es wurden einige Reden gehalten, bei denen man aber aufgrund des Gemurmels im
Saal kaum ein Wort verstand. Dann eröffnete das Buffet, und es gab allerhand typisch deutsches Essen, welches ich lange nicht mehr gegessen habe, wie zum Beispiel Schnitzel, Würstchen, Kartoffelsalat und Frühlingsrollen. Außerdem gab es Sekt, Wein (der in Laos nicht gerade billig ist) und Bier, soviel man trinken konnte. Ich und einige andere Freiwillige fühlten uns ein wenig fehl am Platz zwischen den ganzen Anzugträgern, man konnte aber schon seinen Spaß haben und ich kann jetzt behaupten, dass ich ein Bier mit dem deutschen Botschafter getrunken habe. Außerdem spielte eine Band in dem Saal, die wir schon aus einem Pub kannten.
Einen Tag später bin ich dann zusammen mit Thies nach Paksan gefahren, das genau auf dem Weg zwischen Vientiane und Thakhek liegt, und wo die zwei anderen Freiwilligen Pia und Franzi leben. Da Pia aber, wie der Großteil der anderen Freiwilligen auch, krank war (keine Angst allen geht es wieder gut) erkundeten ich und Thies nur ein bisschen die Stadt und wir machten uns einen gemütlichen Abend. Am Mittwoch mussten wir dann aber auch wieder zurück nach Thakhek, ich hatte schließlich am Abend Unterricht.
Damit wir in Laos bleiben dürfen, und damit wir auch manchmal in die thailändische Nachbarstadt Nakhon Phanom fahren können, brauchen wir ein Jahres-Visum für Laos. Am Flughafen bei der Einreise haben wir nur ein Monats-Visum bekommen, mit dem man Laos nicht verlassen darf, das bis zum 22.9. gültig war. Deshalb erkundigten wir uns recht regelmäßig bei unserem Mentor, wann wir denn nun dieses neue Visum bekommen.
Obwohl uns bis zum 20.9. noch versichert wurde, dass wir unser Visum zugeschickt bekommen, teilte uns unser Mentor am Mittwoch, den 21.9. mit, dass er einen Anruf aus Vientiane bekommen hätte, und diese das Visum doch nicht rechtzeitig fertig bekämen, um es uns zuzuschicken. Wir müssten also am Abend, also zu dem Zeitpunkt in ungefähr vier Stunden, uns für 6-10 Stunden (das variiert sehr stark, waren auf der Hinfahrt am Ende ungefähr 7 Stunden) in den Bus setzen und nach Vientiane fahren. Das war zwar ein wenig spontan, aber wir wollten am Wochenende sowieso nach Vientiane, also war das nicht so schlimm. Außerdem trafen wir so alle anderen Freiwilligen, die auch ihr Visum verlängern mussten.
Wir kamen also am Donnerstagmorgen (22.9.) an, also der Tag, an dem unser Visum auslief. Nachdem wir uns noch einmal hingelegt hatten, riefen wir bei der LYU an, wann wir denn jetzt los sollen. Uns wurde mitgeteilt, dass wir alle warten sollten, wir werden im Laufe des Tages abgeholt. Als am Abend noch immer keiner vorbei gekommen war, und unsere Ansprechpartnerin nicht mehr auf ihr Handy reagierte, beschlossen wir, zur Einsatzstelle von Moritz zu gehen, da sie dort arbeitet. Wir kamen so ca. gegen 18:00 Uhr dort an, doch unsere Ansprechpartnerin war anscheinend inzwischen nach Hause gegangen und unsere Visa waren auch nirgendwo zu finden. Die Leute in der Einsatzstelle sagten aber, dass wir am nächsten Tag dann abgeholt werden und unser Visum bekommen.
Am Freitagmittag wurden wir dann tatsächlich, bevor wir gefrühstückt hatten, abgeholt. Wir fuhren zu zwölft in einem Van ungefähr eine halbe Stunde zur thailändischen Grenze, da wir nach Thailand ausreisen müssen und wieder nach Laos einreisen, um ein neues Visum zu bekommen. Dort mussten wir dann wieder, wie bei der Einreise Papiere ausfüllen. Als wir diese beim Schalter abgeben wollten, gab es aber ein von uns schon erwartetes Problem: Das Visum war für einen Tag abgelaufen. Wir wurden in einen Raum gewinkt, wo uns von unserer Ansprechpartnerin mitgeteilt wurde, wir sollen jetzt 10$ pro Person zahlen, da wir das Visum überschritten haben. Da wir nicht einsahen, warum wir das jetzt zahlen müssten, weil wir ja absolut nichts dafür konnten, dass das Visum abgelaufen war, bezahlte sie nach langem diskutieren. Wir wurden also durch die Grenze gelassen und fuhren mit dem Bus über den Mekong nach Thailand. Als wir auf der anderen Seite ankamen, stellten wir uns also wieder in eine Schlange, um ein Thailand-Visum zu bekommen. Als die erste Person von uns dran kam, stellte sich heraus, dass wir eigentlich einen Zettel hätten ausfüllen müssen. Also nochmal raus aus dem Gebäude, Zettel ausfüllen und wieder anstellen. Jetzt muss doch alles klappen. Aber nein: Wir hätten theoretisch einen Stempel bekommen müssen, der sagt, dass wir aus Laos ausgereist sind. Da wir aber den Stress mit dem abgelaufen Visum hatten, fehlte dieser. Wir durften also nicht nach Thailand einreisen, sondern sollten wieder zurück, um uns einen Stempel abzuholen. Also machten wir uns auf die Suche nach dem Van, damit wir wieder zurück über den Mekong fahren können. Der war aber nirgendwo zu sehen. Auch unsere Ansprechpartnerin konnten wir nicht telefonisch erreichen, da wir in Thailand kein Netz hatten. Nach fünf Minuten sah Max dann aber doch den Van auf der anderen Seite von einem Zaun. Wir kletterten also rüber und fuhren wieder zurück auf die andere Seite. Dort also wieder in eine Schlange stellen, die Quittung der Bezahlung zeigen, einen Stempel im Reisepass bekommen, über den Mekong nach Thailand fahren, wieder in eine Schlange stellen und endlich unseren Stempel für Thailand bekommen. Dann wieder mit dem Van zurück fahren und Papiere ausfüllen, um nach Laos wieder einzureisen. Aber wenigstens haben wir dann jetzt nach 5 Stunden, die das ganze gedauert hat, unser Multiple-Entry Jahresvisum…
…dachten wir. Aber natürlich darf das nicht so einfach sein. Als wir nämlich in unseren Reisepass guckten, war das nur wieder ein Single-Entry Monatsvisum, mit dem wir nicht nach Thailand dürfen. Das Jahresvisum war anscheinend dann doch noch nicht fertig (oder wie wir vermuten: noch nicht beantragt. Die Passbilder, die wir nach unserer Ankunft zum Beantragen in den Reisepass legen sollten, lagen noch alle drin.) Sehr hungrig (wir hatten ja den ganzen Tag nichts gegessen) machten wir uns auf den Weg zu einem Restaurant. Das hat dann sogar beim ersten Versuch geklappt.
Auch wenn das jetzt alles so scheint, als hätte ich kein Spaß in Vientiane gehabt, war eigentlich genau das Gegenteil der Fall: Es war sehr schön, die anderen Freiwilligen, die ich ja schon beim Vorbereitungsseminar kennengelernt und beim Hinflug wieder gesehen habe, einmal wieder zu treffen und es macht echt Spaß, mit denen zusammen zu sein.
Außerdem hatten wir ja nach den zwei vergeudeten Tagen, in denen wir uns hauptsächlich mit dem Visum beschäftigt haben (obwohl vergeudet hier auch übertrieben ist, wir hatten immer wieder jede Menge Spaß beim Karten, Werwolf und Secret Hitler spielen) noch einen ganzen Tag Zeit, an dem wir machen konnten, was wir wollten, bevor wir Sonntag wieder zurück nach Thakhek mussten.
So beschlossen wir, am Samstag in den Buddha Park in Vientiane zu gehen. Der Buddha Park ist ein riesiger Park voller Skulpturen rund um den Buddhismus, mit einer riesigen liegenden Buddha-Statue in der Mitte. Außerdem lässt es sich in kleinen Hütten sehr gut Werwolf spielen. Aber da Bilder bekanntlich mehr als tausend Worte sprechen:
Am nächsten Tag gingen wir dann noch Passbilder machen, da welche für unser Monatsvisum verwendet wurden und uns so wieder welche für unser Jahresvisum fehlten. Zum Schluss ging es wieder 8 Stunden zurück nach Thakhek.
Erst einmal sorry, dass so lange nichts kam. Ich hatte ein wenig zu tun mit Uni-Bewerbungen und zusätzlich hatte ich noch Besuch, und hab so einfach keine freie Zeit gefunden. Doch kommen wir jetzt zu meinem Eintrag: Auch wenn es auf dem Blog ein wenig so wirkt, als wäre ich die ganze Zeit unterwegs, besteht doch ein Großteil meines Lebens hier in Thakhek daraus, in der Schule zu sein. Mein Tagesablauf sieht ungefähr wie folgt aus:
Um 8 Uhr stehe ich ungefähr auf, weil unser Lao-Unterricht von 9 bis 10 geht. Danach habe ich einmal die Woche eine Grundschulklasse von 10 bis 11:30, sonst frühstücken wir dann meistens zusammen.
Wenn wir etwas vom Markt brauchen, oder irgendetwas anderes am Tag erledigen müssen, ist dazu jetzt meistens die Zeit.
Am Nachmittag habe ich einmal die Woche eine Klasse, in der ich Leute aus der Regierungsorganisation unterrichte, die zwischen 20 und 40 Jahre alt sind. Jeden Abend, außer am Wochenende habe ich drei verschiedene Klassen: Eine von 17:00 bis 18:00, die nächste bis 19:00 und die letzte bis 20:00. Dabei habe ich von Montag bis Mittwoch immer dieselben drei Klassen und am Donnerstag und Freitag jeweils drei andere.
Die Klassen hier sind nicht nach Alter, sondern nach Niveau geteilt, auch wenn es innerhalb einer Klasse natürlich unterschiedlich gute Schüler*innen gibt. So sind in einigen Klassen Schüler*innen zwischen (geschätzt) acht und 18 Jahren.
Alle Lehrer*innen halten sich an verschiedene Bücher für verschiedene Niveaus, nach denen wir Unterrichten. Die Stunden laufen meistens so ab: Da die meisten Schüler*innen kein Buch besitzen, wird am Anfang eine Konversation, eine Aufgabe oder ein anderer Text an die Tafel geschrieben, den die Schüler*innen dann fleißig abschreiben. Danach übe ich meistens zusammen mit ihnen die Aussprache dieses Textes, da diese für Laot*innen besonders schwer ist. Nachdem alle Schüler*innen im Chor den Text nachgesprochen haben, kommen sie dann noch mal einzeln nach vorne und lesen den Text vor der Klasse vor. Das variiert natürlich von Stunde zu Stunde ein wenig, aber ist im Großen und Ganzen das, was ich mache.
Da in es in Laos zum guten Ton gehört, wenn eine Familie ihre Söhne für ein paar Jahre ins Kloster schickt, sind in einigen Klassen viele Novizen. Das sind auf den Bildern die mit den orangefarbenen Gewändern.
Nach der Schule Essen wir meist zu Abend, entweder zu Hause etwas selbstgekochtes oder im Restaurant.